(In Wirklichkeit kenn‘ ich’s aber auch nur vom Hören-Sagen. Meinen Kindern sende ich E-Mails, weil ich nicht möchte, dass sie von WhatsApp verdorben werden. Und privat gehe ich lieber laufen oder spielen mit den Kleinen anstatt Wegwerf-Bildchen zu verschicken).
Gestern hab ich Snapchat dann tatsächlich auch installiert.
Installation
Nach der Installation und einer tatsächlich sehr einfachen Anmeldung bestätigt sich mein Eindruck:
Ich habe ein fotofokussiertes und unübersichtliches Interface vor mir, bei dem ich gar nicht weiß, wo was ist. Ich suche mehrere Minuten lang die Chatübersicht, bis ich schließlich einsehe, dass es diese – so wie ich sie erwarte – ganz bewusst nicht zu geben scheint.
Von meinen privaten Kontakten tauchen nach dem Import der Kontaktdaten nur eine Hand voll in Snapchat auf. Scheint nichts so verbreitet zu sein unter allen meinen Mitt-Dreißigern.
Also schnell noch einige Kollegen mobilisiert (=genötigt), sich das Ganze auch zu installieren, damit ich ein bisschen spielen kann.
Erste Erfahrungen
Und dann kam die Ernüchterung: Es ist – obwohl es mir im Vorfeld hätte klar sein müssen – tatsächlich so, dass ein versendetes Snap-Bild nur drei Sekunden sichtbar ist und dann unwiderruflich verschwindet.
– Keine Chance. Das Ding is weg.
Da hilft es auch nur bedingt, dass man die Anzeigezeit eines Snaps von 3 auf 10 Sekunden erhöhen kann.
Könnte man denken. Und in der Tat hab ich die App auch gleich wieder weggelegt…
Ein wundersamer Wandel
Aber was passiert da heute morgen plötzlich im Auto auf dem Weg in die Agentur?
Ich verspüre plötzlich den Drang einem guten alten Freund in Berlin (der benutzt Snapchat) die kurze Nachricht zu schicken, dass ich mir die CD einer Band gekauft hab, zu der er vor Monaten einmal etwas auf Facebook gepostet hat.
… ein Snap!
Was ist da in mir passiert?
Ich glaube es ist folgendes:
Überall im Leben ist alles strukturiert und geordnet.
Überall im Job muss alles übersichtlich, verbindlich und vor allem vollständig dokumentiert sein.
Die Informationen müssen auf allen Kanälen jederzeit verfügbar sein.
Snapchat ist genau das Gegenteil: Locker, unverbindlich und für den Moment. Für das Jetzt.
Eigentlich eine schöne Idee in einer Zeit in der das Morgen und das Gestern viel zu viel Gewicht haben.
Weiterführendes
Ein schönes weiterführendes Video darüber, dass Snapchat regelrecht philosophische Ausmaße annimmt, gibt es dazu von Mashable.